Man kann über Stadt- und Dorffeste sagen, was man will. Die einen lieben sie, die anderen kritisieren sie. Wie auch immer, wenn sie wieder anstehen, dann kommen sie (fast) alle. Auch das diesjährige Brunecker Stadtfest war wiederum DAS Highlight im Veranstaltungskalender. Die PZ hat mit einigen Verantwortlichen, Vereinen und Besuchern ein Resümee gezogen.
Fotos: rewe / jst / Florian Oberlechner
Drei Tage gute Laune, kulinarisches Querbeet, bunt gemischtes Rahmenprogramm für Jung und Alt und zum Teil FEUCHT-fröhliche Stimmung. Rund vierzig bis fünfzigtausend Besucher strömten zwischen dem 24. und 26. Juli nach Bruneck, so die offizielle Schätzung. Die Organisatoren und politischen Köpfe zeigten sich durchwegs zufrieden. „Ein voller Erfolg“, sagte der Präsident des Organisationskomitees Andreas Mariner. Dem stimmten auch Bürgermeister Roland Griessmair und der langjährige Stadtfest-Organisator Walter Unterhofer zu. „Fünfunddreißig Vereine, die sich wiederum tatkräftig und maßgeblich am guten Gelingen beteiligt haben, eine ausgelassene und trotzdem friedliche Stimmung und ein bis zum letzten Schauplatz gefüllter Festumzug, alles super!“ Dem konnte auch der gelegentliche Schlechtwettereinbruch nichts anhaben.
Lob und Kritik
Vor allem bei den „alteingesessenen“ Vereinen wurde deutlich, dass sich Konstanz bei den Besuchern bewährt. Der Tschurtschenthalerpark rund um die Bürgerkapelle Bruneck gilt seit jeher als Publikumsmagnet, gleichfalls wie das Areal am Pinta Pichl. Dort setzen die „Treta“ und der Stadtpfarrchor seit vielen Jahren auf das gleiche Konzept: Ochse & Co. und die bayrischen Stimmungskanonen Chlorfrei. Und die Rechnung geht sich auf, bestätigt man beim Stadtpfarrchor. In dieselbe Kerbe schlug auch Treta-Präsident „Volpe“. Auch Klaus Neuhauser von der Bürgerkapelle ist mit dem Festverlauf zufrieden. Und durchwegs lobende Worte für die Organisation des Stadtfestes gab es von den „alten Hasen“ obendrauf.
Kritischere Töne kamen mehr von den „Youngsters“. Generell sei das offizielle Musikprogramm etwas schwach bestückt gewesen, hieß es vonseiten von Confusion/e auf dem Gilmplatz. Diesen Mängeln wurde mit aus der eigenen Tasche bezahlten DJs und Bands zusammen mit den Jugendlichen von „Penrose“ Abhilfe geschaffen. „Unser Anspruch war es, Tradition in einem neuen Look zu präsentieren und mit toller Musik eine etwas andere Atmosphäre zu schaffen“, so Thomas Egger. Auch die Jungs von „Penrose“ waren mit ihrem Einsatz und dem Ergebnis ihrer ersten Stadtfestteilnahme vollauf zufrieden. „Die harte Arbeit rund um unseren Oldtimer Bus hat sich gelohnt, auch wenn wir uns vonseiten der Organisatoren ein bisschen mehr Unterstützung erwartet hätten...“
Soziale Ader
Neben den zahlreichen traditionellen Vereinen und Freizeitclubs waren auch einige soziale Vereine ins Feld gezogen. Beispielsweise die „Verzogenen“ für die Südtiroler Krebshilfe, die für einen guten Zweck unter Beweis stellten, dass so einfache Angebote wie ein Kartoffelchipspieß sich durchaus als Renner entpuppen können. Und der Verein „Prem Pasad“, dessen Stadtfest-Erlös ausschließlich Hilfsprojekten in Indien zukommt, fuhr mit seinem Konzept - veganes und vegetarisches Essen gegen eine freiwillige Spende- eine ganz eigene Linie. „Zuerst haben einige Besucher ein wenig befremdet reagiert“, schmunzelte Armin Untersteiner. „Aber allgemein sind unser Konzept mitsamt unserem Musikprogramm und unsere Küche sehr gut angekommen.“
Huttragen kommt in Mode
Der gemeinsame Nenner des Ganzen: das Motto „Alle unter einem Hut“, das bei der aktuellen Auflage bereits zum zweiten Mal lanciert worden war. Dementsprechend war Huttragen beim Stadtfest en vogue und künstlerische Gestaltungsfreiheit bei der Kopfbedeckung willkommen. Die Prämierung der tollsten Hutkreationen stieß jedoch nicht bei jedem auf wohlwollende Zustimmung. „Manche Hüte waren wirklich sehr kreativ, aber die Auswahl müsste von unabhängigen Personen entschieden werden“, kommentierte eine der auffälligsten Huterscheinungen des Festes, die Künstlerin Ingrid Canins, die Juryentscheidung. Wobei die meisten Besucher dann schlussendlich sowieso auf die bequemere Alternative, den offiziellen Stadtfest-Hut, zurückgegriffen haben. Mit 7.500 verkauften Hüten zeigte sich die Direktorin des Stadtmarketing Mirjam Lanz entsprechend erfreut angesichts der stolzen Summe.
Fazit - frei nach dem Stadtfest-Motto- wieder ein gelungenes, rundum fröhliches Fest, Chapeau! Bis in zwei Jahren dann also!
jst
Die Schattenseiten
Wenn ein Stadtfest gefeiert wird, dann gibt es immer auch Schattenseiten. So beklagten sich diverse Bürger gegenüber der PZ-Redaktion über die vielen „Speiberhaufen“ in der Stadt. Vor allem außerhalb des Stadtzentrums wurden immer wieder derartige menschliche Ausgüsse bemerkt. Während des Stadtfestes sorgen Feuerwehr, Mitarbeiter des Stadtbauhofes und der Putztrupp des ASV Stegen dafür, dass Müll und Dreck am nächsten Tag nicht mehr sichtbar waren. Diesbezüglich wurde wirklich ein toller Job gemacht. Doch so mancher übertrieb es dann wohl etwas mit dem Festausklang. Schade auch, dass einige gedankenlose Zeitgenossen noch immer lieber gegen Hausmauern brunzen, als das wenige Meter weiter entfernte Dixie-Klo aufzusuchen. So etwas nervt einfach. Und nicht nur die betroffenen Hausbewohner. Nach dem Abbau musste dann abermals die Brunecker Feuerwehr ausrücken, um mit Hoch- und Nachdruck dem penetranten Urin-Gestank vor allem in der unteren Stadtgasse zu Leibe zu rücken. Etwas mehr Rücksicht allerseits wäre aber durchaus angebracht.
rewe
Tolle Stimmung bei der Radio-Holiday-Party
Liebes Festkomitee, liebe Veranstalter/-Innen
ich war immer gerne auf dem Stadtfest und stolz, dass es in unserer Stadt so ein schönes Fest gibt - bis heuer. Die um mindestens die Hälfte verkleinerte Hauptbühne, der Musikcontainer am Gilmplatz - welcher nur ab spätem Nachmittag bespielt wurde, sowie die nicht mehr vorhandene Bühne am Klostereck erlauben die Vermutung, dass das musikalische Rahmenprogramm in der Planung eine untergeordnete Rolle gespielt haben könnte. Zwar ist mir klar, dass die Zeit der Kellerdiscos und des Bungee-Jumpings vorbei ist, aber wenn sogar beim Stand des Eishockey-Vereins keine Pucks mehr im Netz versenkt werden, drängt sich der Gedanke auf, dass ich als Besucher nur noch zum Trinken, Essen und Hüte kaufen willkommen bin, und nicht als Unterhaltungskonsument.
Jeder Verein soll sein Konto füllen - klar, und selbstverständlich soll der Holidaydisco als lokalem Radiosender der Platz eingeräumt werden. Aber muss es denn sein, dass am Freitagabend an vier Orten (Gilmplatz, Rathausplatz, Universitätsplatz und Ursulinengarten) die Musik für "Nichtkenner" gleich klingt und aus der Konserve kommt (bitte nicht anmaßend zu verstehen!)? Auch frage ich mich, warum denn am Samstag die Hattinger Buam mit den Schwarzensteinern und Chlorfrei um die Gunst der gleichen Genrefans spielen müssen?
Wäre es nicht sinnvoller, auch aus Sicherheitsgründen, durch ein vielfältiges musikalisches Angebot die BesucherInnen auf dem Festgelände zu verteilen? Es ist mir durchaus klar und bewusst, dass der Aufwand für ein solches Programm um Einiges größer ist, aber trotz des Nachhaltigkeits- und Umweltgedankens (mit recyceltem Motto und - wahrscheinlich umweltfreundlich hergestellten? - Plastikbechern) denke ich, dass große Konzertabende auf großen Bühnen - so viel mehr Öko-Strom kann das gar nicht brauchen - auch in der heutigen Zeit auf das Stadtfest gehören.
Ich finde es für das Gesamtbild des Festes peinlich, dass das wirklich extrem hohe kulinarische Level das musikalische dermaßen überragt. Das Brunecker Stadtfest entwickelte in den letzten Ausgaben den angehauchten Festivalcharakter einer Blues`n Jazz Rally von Luxemburg oder fast schon einer Miniausgabe vom berühmten Donauinselfest in Wien (betrachtet man die kulturelle Vielfalt des Angebots). Es ist mir unverständlich, warum dieser Weg nicht auch heuer weiter verfolgt wurde.
Ich hoffe, diese Kritik ist am richtigen Ort platziert und eventuell auch für das eine oder andere lesende Auge nicht nur vergeudete Buchstaben. Zu schade wär`s mir um unser Stadtfest.
Martin Hofer - Bruneck