Gar einige Heilbäder, also Ortschaften im deutschsprachigen Raum mit medizinischen Einrichtungen für Kurmaßnahmen, die als  spezialisierte Kurorte galten, sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten zusehends in Vergessenheit geraten. Eine vorzeigbare Vergangenheit hat auch das „Bad Ilstern“ in St. Sigmund. PZ-Mitarbeiter Dominik Faller begab sich auf Spurensuche.

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 „Bad Ilstern“ in einer Aufnahme von anno dazumal

Nur wenige Minuten Fußmarsch nach dem Weiler „Ilstern“ befindet sich die ehemalige Badanlage. Die Kapelle von Bad Ilstern wurde vor rund 15 Jahren von der Dorfgemeinschaft unter Pfarrer Vollmann komplett saniert. An den Gebäuden des ehemaligen Bades nagt hingegen sichtbar der Zahn der Zeit. Die Geschichte des Bades freilich ist sehr wechselvoll. Schon 1346, also im Spätmittelalter, ist eine dem heiligen Ulrich geweihte, in „Ilstern stehende Kapelle“, erstmals erwähnt worden. In der heutigen Gestalt stammt die Kirche hingegen aus dem Jahr 1491.

Neben dieser Kapelle stand das Badgasthaus mit angrenzender Herberge. Ursprünglich handelte es sich um einen ausgebauter Stadel. Das Bad wurde in den Glanzzeiten von wohlhabenden Urlaubern gern, wie es damals üblich war, für mehrere Monate angemietet. Einer der bekanntesten Gäste war wohl Papst Johannes XXIII., der im April 2014 von Franziskus heiliggesprochen wurde. In seiner Zeit als Patriarch von Venedig verweilte der später als „der gute Papst“ verehrte Theologe gleich mehrfach im beschaulichen Bad.

 

Das „Bauernbadl“

Die Historiographie beschäftigt sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem „Bauernbadl“ in Ilstern. Die Rede ist hierbei von einem „hölzernen Badehaus mit einem einzigen gemauerten, mit Holz getäfelten Gemeinschaftsraum“. Die rund 300 Kurgäste pro Jahr wurden anfangs  in anderen Unterkünften in St. Sigmund beherbergt. Im Jahr 1891 wurde erstmals der Stadel mit Zimmern für Kurgäste ausgestattet. Ein kluger Schachzug, der dazu führte, dass die Behausung im Jahr 1902 erneut erweitert und renoviert wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg ging es weiter steil bergauf mit dem „Badl“. 1923 wurden bereits 30 bis 40 Betten, sechs Badekabinen und ein Speisesaal in den Quellen verzeichnet.

Besucht wurde das Bad zu Beginn vor allem von der Landbevölkerung, während spätestens um 1900 auch die Städter Gefallen am Bad fanden und schnell die Hauptkundenbasis bildeten. Vor allem Brunecker und Brixner nutzten den Kurort rege. Das Bad wurde jedoch auch für Gäste mit längerer Anreisezeit durchaus attraktiv und das obwohl sich „Stadtfräcken“ und Ortsansässige anfangs noch mit einigen Vorurteilen begegneten. Die Zwischenkriegszeit stellt übrigens die wohl letzte Blütezeit des „Bades“ dar, denn der Zweite Weltkrieg bedeutete das langsam herantretende Aus für die Kureinrichtung. Gegen Ende der 50er-Jahre wurde der Badebetrieb dann komplett eingestellt. In der Unterkunft wurden in der Folge Ferienkolonien untergebracht. Seit rund zwanzig Jahren steht das Objekt leer. Von einem Betreten der Gebäude raten die Anrainer auch dringend ab. „Einsturzgefahr“ steht auch auf dem davor angebrachten Schild.     

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Die Heilkraft der Quelle

Grund für das Bekanntwerden des auf 804 Höhenmetern gelegenen Bades war die 100 Meter westlich vom Badehaus entspringende Quelle. Das aus dem Brixner Quarzphyllit sprudelnde, oligomineralische Wasser mit einer Radioaktivität von 6,1 Mache-Einheiten half vielen Personen gegen Rheuma, Arthritis, Gicht oder Hämorrhoiden - eine Tatsache, von der heute nicht einmal mehr alle Dorfbewohner Kenntnis besitzen.

 


Das Bad heute

Während die alte Bad-Anlage dem Verfall überlassen wird, ist das angrenzende Kirchlein noch in einem tadellosen Zustand. Sporadisch finden dort auch noch Wallfahrten und Gottesdienste statt. Wie lange noch, kann jedoch niemand mit absoluter Sicherheit sagen.

 

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