Vor Kurzem stellten Talschaftspräsident Roland Griessmair und der Direktor der Sozialdienste, Gebhard Mair, im Beisein einiger Struktur- und Sprengelleiter im Sozialzentrum Trayah in Bruneck den Sozialbericht 2015 vor. Erfreulich ist, dass die Arbeitsstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen wirken. Großer Bedarf herrscht bei den Wohnstätten. Die wachsende Armut ist mittlerweile nicht mehr zu leugnen.
Präsident Roland Griessmair, Direktor Gebhard Mair und Mitarbeiter bei der Vorstellung des Sozialberichtes mc
Gleich zu Beginn richtete der Präsident seinen Dank an alle Partner, Vereine, Strukturen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialdienste. 319 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aktuell im Sozialdienst tätig, 262 davon sind weiblich. Schließlich bedeute der Begriff „Sozialdienste“, so Griessmair, Arbeit von Menschen mit und für Menschen, und das solle sich auch im diesjährigen Sozialbericht „Einblicke“ widerspiegeln.
Gerade das Thema „Arbeit“ bildet einen wesentlichen Inhalt der Sozialdienste. Arbeit ist ein von der Verfassung garantiertes Grundrecht für jeden Bürger – aufbauend, erfüllend, sinnstiftend, stellt der Sozialbericht klar. Gerade für Menschen mit Beeinträchtigung ist eine Beschäftigung von immenser Bedeutung. Im vergangenen Jahr waren insgesamt 236 Menschen in den verschiedenen Einrichtungen beschäftigt worden, alle Anfragen konnten zufriedenstellend umgesetzt werden. Damit ist die Bezirksgemeinschaft Pustertal über dem Plansoll, und Griessmair zeigte sich sichtlich zufrieden mit den erwirtschafteten Einnahmen von insgesamt rund 880.000 Euro.
Alternative Wohnmodelle
Beim Thema „Wohnen“ führt der Weg künftig in Richtung alternative und abgestufte Wohnformen. 86 Wohnplätze werden derzeit angeboten, die meisten davon im Wohnhaus „Trayah“ in Bruneck. Aber die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot. In Toblach und Sand in Taufers sollen neue Wohnstrukturen entstehen, und mit der Aufstockung der Werkstätten im Trayah werden im nächsten Jahr Platzressourcen im Brunecker Josefsheim frei, die man nutzen könnte.
Eine wichtige Position nehmen die zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfer ein. So konnte beispielsweise die Dienstleistung „Essen auf Rädern“ im Jahr 2014 fast zur Gänze mit der Unterstützung von Ehrenamtlichen durchgeführt werden. 126 Freiwillige lieferten über 38.000 der insgesamt über 47.000 Mahlzeiten an die Haushalte ab.
Hauspflegedienst
Im Bereich des Hauspflegedienstes ist die Anzahl der Pflegestunden zwar angestiegen, aber gleichzeitig die Zahl der Betreuten gesunken. Das lässt sich darauf zurückführen, dass der Aufwand für die Hauspflege stetig steigt, da die pflegebedürftigen Personen längere Betreuungen in Anspruch nehmen. Die Pflege in den Tagesstätten ist pustertalweit um ungefähr zehn Prozent gestiegen, über 5.550 Stunden wurden im vergangenen Jahr in diesem Dienstleistungssektor verzeichnet.
Das Tagespflegeheim „Demenz“ nutzte im vergangenen Jahr die noch relativ bescheidene Anzahl von achtzehn Personen. Dennoch sind sich die Verantwortlichen einig, dass das Thema in der Zukunft eine wachsende Herausforderung für die Gesellschaft darstellen wird.
Gerade die Infostelle als Anlaufstelle für Pflege zu Hause nimmt südtirolweit eine Vorreiterrolle ein. Über 1.440 Beratungsgespräche wurden im vergangenen Jahr geführt, über 300 Anträge für Pflegegeld dort bearbeitet.
Sozialpädagogische Betreuung
Die sozialpädagogische Grundbetreuung ist im vergangenen Jahr zwar leicht zurückgegangen, aber mit 495 betreuten Kindern und Jugendlichen immer noch sehr intensiv. Zum Teil richtet sich die Betreuung vonseiten der Fachkräfte auch an die Eltern, die mit den Verhaltensweisen ihrer Kinder oftmals überfordert sind. Meist handelt es sich um Familien in schwierigen Lebenssituationen, finanzielle Probleme und Gewalt innerhalb der Familie sind häufige Ursachen. Bei der Betreuung der Erwachsenen hingegen war 2014 ein Zuwachs zu verzeichnen, auch hier spielen finanzielle Schwierigkeiten eine wesentliche Rolle, aber auch psychische Probleme, Arbeitslosigkeit und Beziehungsprobleme sind häufige Gründe für die Kontaktaufnahme mit dem Fachdienst.
Geldzuweisungen steigen
Darüber hinaus leistet die Bezirksgemeinschaft Pustertal auch finanzielle Unterstützung. Die Summe steigerte sich im Vergleich zu 2013 im vergangenen Jahr um fast fünfzig Prozent und belief sich auf über 3, 7 Millionen Euro. Der größte Zuwachs an finanzieller Unterstützung lässt sich beim Miet- und Wohnungsnebenkostenbeitrag einordnen.
Passend zum Thema „Geld“ warfen die Führungskräfte der Bezirksgemeinschaft einen kritischen Blick auf die wachsende Armut, ein Thema, das auch bei uns im Pustertal verstärkt in den Fokus gerät und schon mehrmals Gegenstand verschiedener Projekte der Bezirksgemeinschaft war. Geplant ist eine Studie, die das Phänomen in seinen vielseitigen Erscheinungsformen untersuchen soll.
Abschließend unterstrichen sowohl Präsident Griessmair als auch Direktor Mair, dass die Sozialdienste nicht nur als reiner Dienstleistungsbereich angesehen werden sollten, sondern ganz allgemein zu Diskussionen in der Gesellschaft anregen sollten. Und auch jeder Einzelne darf sich ruhig die Frage stellen, was sie und er zum Gemeinwohl beitragen könnten...
jst