Im Jahr 2008 geriet die globale Finanzwelt in Krise. Lehmann wurde abgewickelt, andere Banken gerieten ins Trudeln. Große Mengen an Geld suchten neue Anlagemöglichkeiten und wurden fündig: Die Spekulanten entdeckten Lebensmittel und Ackerland als Investitionen mit soliden Renditeaussichten.
Landbau für Großbetriebe in Äthiopien: Segen oder Fluch? Foto: geo.de
Fonds und Anleger haben seither vor allem in Afrika und Asien Landflächen gepachtet oder gekauft, die größer sind als die Hälfte Europas. Häufig handelt es sich um Flächen, die von Kleinbauern traditionell bewirtschaftet werden und um rechtsfreie Räume, in denen die Eigentumsverhältnisse nicht klar definiert sind. Oft sind es Landstriche, die offiziell als Brachland bezeichnet werden, in denen aber viele Menschen als Kleinbauern ihr Auskommen finden.
Brutale Mittel
Die großen Konzerne, deren größter der Agrarriese Cargill ist, pachten oder kaufen riesige Flächen und erhalten bei der Übergabe oft Unterstützung durch korrupte Regierungen oder mächtige Geschäftspartner, welche die Flächen mit militärischen Mitteln leerräumen. Neben den sozialen Auswirkungen der Vertreibungen haben die Mega-Plantagen in sehr vielen Fällen verheerende Auswirkungen auf die Umwelt. Ein großer Teil der Produktion dieser Flächen wird für die Herstellung von Agrar-Sprit verwendet.
EU mischt kräftig mit
Der österreichische Filmemacher Kurt Langbein hat kürzlich seinen neuen Film mit dem Titel "LANDRAUB" auch in Meran präsentiert. In einem Interview auf der Homepage von OXFAM führt Kurt Langbein aus, dass die EU mit rund 44 Prozent des für den Landraub eingesetzten Kapitals zu den größten Treibern des Landraubs zählt. Dies hat Langbein auch auf RAI Südtirol wiederholt und klar gemacht, dass „60 Prozent dessen, was wir Europäer essen, nicht in der EU produziert wird und aus Ländern kommt, in denen die Menschen weniger zu essen haben, als wir.“
Hält man sich vor Augen, dass in der EU weiterhin Prämien für die Stilllegung von Agrarflächen gezahlt werden und dass die Landwirtschaftspolitik täglich Tausende von Bauern zum Aufgeben zwingt, wird einem bewusst, wie zynisch, absurd und ausbeuterisch unser Wirtschaftssystem ist.
Weitere Informationen: www.zigorimedia.wordpress.com/die-welt-und-wir/
Markus Lobis