Das Brunecker Stadtmarketing steht vor einem großen Umbruch. Mit Jahresende 2015 ist der Direktorenstuhl neu zu besetzen, zumal Mirjam Lanz ihren Abgang angekündigt hat. Sie hält strikt an ihrer Kündigung fest. Am 17. Dezember steht auch fest, ob Christian Tschurtschenthaler sein Ehrenamt als Präsident des Vereines behalten darf oder nicht. Wir haben bei Mirjam Lanz genauer nachgefragt.
Stadtmarketing-Direktorin Mirjam Lanz
PZ: Frau Dr. Lanz, es kursieren eine Menge Gerüchte über Ihren Abgang als Direktorin des Stadtmarketing Bruneck. Was ist nun der wahre Grund?
Mirjam Lanz: Ich möchte mich neuen beruflichen Herausforderungen und Zielen stellen. Aus diesem Grund werde ich das Stadtmarketing Bruneck verlassen. Die zahlreichen Gerüchte entbehren deshalb jeder Grundlage und wer nach einem offenen Zerwürfnis sucht, wird keines finden. Ich bin eine junge Frau und die Neugierde auf etwas Neues treibt mich an.
Können Sie uns kurz Ihren beruflichen Werdegang in der Rienzstadt aufzeigen?
Ich denke gemeinsam mit meinen Mitarbeitern und dem Ausschuss des Stadtmarketing Bruneck ist es uns gelungen, diese Struktur zu festigen und als Anlaufstelle zu etablieren. Die erfolgreiche Arbeit im Stadtmarketing erfordert sehr viel Kreativität und Eigeninitiative. Genau darin lag für mich der Reiz an meiner Aufgabe: Ideen haben, konzipieren, planen und rasch umsetzen, auf sehr unbürokratische und individuelle Art und Weise. Die Projekte, die erfolgreich weitergeführt und neu entwickelt wurden (sehr viele auch mit tollen Partnern), sind daher zahlreich: Salon Bruneck, hat sich als „Wohnzimmer“ Brunecks in den Sommermonaten etabliert, die Weihnachtsbeleuchtung als stimmige Ergänzung zum Weihnachtsmarkt, der sich als einer der erfolgreichsten Südtirols etabliert hat und für die Wirtschaft im Dezember nicht mehr weg zu denken ist. Das Brunecker Stadtfest und das identitätsstiftende Thema „Hut“, das Leitsystem Bruneck mit seinen Kultursäulen, Stadtplänen und Willkommensschildern an den Stadtzufahrten, das Unternehmerforum, welches sich als Plattform des Austausches etabliert hat und Unternehmer aus dem ganzen Land anzieht, Schloss Bruneck und die Nutzung des Botschafters Reinhold Messner für die Stadt, verschiedene Kunstprojekte etc. Diese Liste kann noch weitergeschrieben werden, aber ich denke, all unser Tun wurde stets vom Gedanken getrieben: was bringt es für Bruneck und für die Bevölkerung Brunecks, wie positionieren wir den Pustertaler Hauptort und wie schaffen wir Frequenz in der Stadt, von welcher die Wirtschaft profitiert.
In Ihrer Position ist es nicht leicht, alle Seelen zufriedenzustellen. Das gilt vor allem für das Stadtmarketing. Gab es diesbezüglich Probleme?
Es ist richtig, dass an das Stadtmarketing sehr viele verschiedene Wünsche und auch Ansprüche herangetragen wurden und werden. Dies liegt in der Natur der Sache. Es geht um Bruneck als Lebensraum und damit sind unterschiedliche Interessen und Auffassungen verknüpft. Mir als Geschäftsführerin und auch meinem Ausschuss war die Unabhängigkeit und die Freiheit zu entscheiden immer sehr wichtig, nur so ist es möglich eine klare Linie zu verfolgen, nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen und objektiv zu handeln. Klar ist, man kann es nicht allen recht machen, aber darin lag auch nicht der Auftrag, sondern bestmöglich für Bruneck zu arbeiten.
Wurden Sie in Ihrer Arbeit eingeschränkt bzw. übermäßig konditioniert? Wenn ja, von wem?
Wie bereits erwähnt, freies und unabhängiges Arbeiten ist für mich die Grundlage eines funktionierenden Stadtmarketings und auch der Anspruch, den ich an mich selbst stelle. Versuche in diese Richtung gab es von Anbeginn meiner Tätigkeit in Bruneck. Das kann ich nicht leugnen, aber ich denke, ich habe darauf immer angemessen reagiert, gut gearbeitet, mir Respekt verschafft und meine Meinung bis zuletzt klar zum Ausdruck gebracht.
Was ist für eine derartige Struktur wie das Stadtmarketing wichtig, um sich die nötigen Freiräume für die Arbeit zu erhalten?
Demokratische, klare und zügige Entscheidungen, transparente Kommunikation und Arbeitsweise sowie objektive Bewertung der Projekte unabhängig von politischen Einflüssen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Bruneck?
Was Bruneck fehlt, und das haben wir im Stadtmarketing nicht geschafft ausreichend zu vermitteln und dafür Unterstützer zu finden, ist eine einheitliche Positionierung Brunecks, die mit klaren Botschaften und homogenen Aussagen besticht. Dies ist für die Zukunft unerlässlich, da die Herausforderungen sowohl für die öffentliche Verwaltung als auch für die Unternehmen zusehends größer werden und eine Bündelung der Kräfte für den Fortbestand des Wohlstands entscheidend sein wird. Da die Konkurrenz bekanntlich nicht schläft, wird es für Bruneck wichtig sein Einzelkämpfer zusammenzuführen und Bruneck als Gemeinschaft stark und nachhaltig zu platzieren.
Es gibt Gerüchte, dass versucht werden soll, Sie noch umzustimmen und doch noch in Bruneck zu halten. Ist da etwas dran?
Ich habe meine Arbeit in Bruneck immer sehr gerne und mit vollem Einsatz gemacht. Dies hat sowohl mein langjähriger Präsident, Andreas Mariner, als auch mein aktueller Präsident Christian Tschurtschenthaler immer sehr geschätzt. Aus diesem Grund waren die Gespräche der Kündigung auch sehr emotional und nicht einfach. Es gab natürlich auch die Frage: ist die Tür schon ganz zu, oder besteht noch die Möglichkeit das ich bleibe? Ich habe kurz noch einmal überlegt, bin dann aber zum Schluss gekommen, diese ist die richtige Entscheidung im richtigen Moment.
Was werden Sie also in Zukunft machen?
Ich freue mich auf neue Herausforderungen. Die Pläne und Gedanken sind vielfältig, und sobald es spruchreif ist, werde ich dies auch mitteilen.
Interview: Reinhard Weger