Der Anblick ist ganz ungewöhnlich. Im Pustertal ist Weihnachten normalerweise ein weißes Fest. Berg und Tal liegen strahlend und glänzend unter einer weißer Decke. Doch dieses Jahr ist alles anders. Tauwettertemperaturen, blendender Sonnenschein und knallblauer Himmel lassen eher an Ostern als an Neujahr denken. Die Hoteliere fürchen massive Einbußen.
Nichts als braun: Pfalzen am 23. Dezember 2015 mb
Zwar flanieren nach wie vor italienische Wochenendausflügler über den Christkindlmarkt und durch die Altstadt Brunecks, jedoch Enttäuschungen über braune Felder und zu grüne Wälder macht sich bei sportlicheren Gästen bemerkbar. So mancher kranke Großvater und Onkel musste in den letzten Wochen herhalten, um die Hotelabsage oder vorzeitige Abreise ohne Strafzahlung zu ermöglichen. In bestimmten Orten werden bei den Nächtigungen Einbußen von bis zu 40 Prozent befürchtet.
In Wirklichkeit aber geht es den Skiläufern gar nicht so schlecht, wie man meinen möchte. Fast alle Pisten sind nämlich bestens präpariert. Tonnen und Abertonnen Kunstschnee werden herumgeschoben und hin und her transportiert, damit die Skifahrer und Snowboarder alle die Hänge hinunterkurven können.
Aber das „böse“ Natur-Umfeld entzieht sich dem Einfluss der Liftgesellschaften und der Hotellerie. Die Hüttenbetreiber an den Rodelbahnen schaffen auch keine Wunder und klagen - gleich wie die Hoteliere - über herbe Einbußen.
So mancher Einheimische und Tourist aber macht aus der Not eine Tugend, holt die Bergschuhe aus dem Keller oder aus dem Schuhgeschäft. Man wandert lieber, statt zu wedeln, genießt die Wintersonne und die tolle Aussicht auf dem schneefreien Gipfel statt auf der Piste. Nicht wenige Hüttenwirte gleichen so einen Teil ihres Umsatzverlustes wieder aus. Die Saison fällt zwar aus dem Rahmen, die Leute fallen aber nicht auf den Kopf.
Margareth Berger
Symbolträchtig: Das weiße Band in Terenten inmitten von braunen Wiesen. Sandra Engl, Terenten