Im Erlebnisbad von Sand in Taufers kann man immer etwas „erleben“. Die „Cascade“ kommt aus den negativen Schlagzeilen nämlich nicht heraus. Nach den Polemiken um die Schulden des Prestigeobjektes kommt nun noch die Schließung der Schwimmhalle wegen Baumängeln dazu. Ein Desaster. Nun beginnt die Suche nach den Schuldigen.
Fakt ist, dass die Sicherheit in der Schwimmhalle der Cascade nicht mehr gewährleistet werden kann. Die von der Gemeinde und den Betreibern beauftragten Technikern konnten anfangs gar nicht alle Deckenelemente inspizieren, weil sie Gefahr liefen, von Trümmern begraben zu werden. Die Mängel an der Gipskartondecke waren gravierender als ursprünglich angenommen. Die Stabilität der Decke ist aufgrund der Unzuverlässigkeit der Ankerpunkte nicht mehr gewährleistet.
Stefano Cicalò, der Geschäftsführer der Badeanlage, ist – gelinde gesagt – auf 180. „Wir waren auf einem positiven Weg. Die Besucherzahlen hatte sich um über 20 Prozent erhöht, die Kooperation mit den touristischen Betrieben und Hotels brachte erste Früchte und dann das! Es ist nicht zu fassen“, wetterte er gegenüber der PZ-Reporterin.
Immenser Schaden
An eine Fortführung des Betriebes in der Schwimmhalle war nicht mehr zu denken. „Das wäre unverantwortlich gewesen“, vertritt auch Bürgermeister Siegfried Steinmair die Entscheidung. Zumal die Sicherheit der Besucher nicht mehr gewährleistet werden konnte. Für zwei bis drei Monate muss nun der Badebetrieb komplett eingestellt werden. „Für das Schwimmbad ist das ein immenser Schaden. Vom Imageverlust ganz zu schweigen“, so Cicalò.
Von der Schließung sind die übrigen Bereiche des Erlebnisbades nicht betroffen, wie Cicalò betont. Die Saunabereiche bleiben täglich von 10.00 bis 22.00 Uhr geöffnet, auch Restaurant, Pizzeria und Barbetrieb arbeiten normal. Dennoch müssen erst einmal acht Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter in die Ausgleichskasse geschickt werden. Im schlimmsten Fall droht sogar die Kündigung. „Für uns alle ist das eine absolut ungute Situation“, bedauert der Direktor.
Rechtliche Konsequenzen
Nun stellt sich natürlich die Frage nach den Schuldigen. Und wer für die ganzen Kosten letztlich aufkommen muss. Jemand muss auch für die nun notwendigen Reparaturarbeiten geradestehen. Bürgermeister Steinmair will jedenfalls nicht lange fackeln. „Wenn es notwendig sein sollte, werden wir sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen. Irgendwann ist wirklich genug“, ärgert er sich. Er hat auch bereits einen Rechtsanwalt beauftragt.
Doch nun warten alle auf die Berichte der Gutachter. Verschiedene Techniker sollen im Auftrag der Gemeinde, die ja die Anlage betreibt, eine Expertise erstellen, aus der hervorgehen soll, wie es zu diesem Desaster kommen konnte. Darüber hinaus soll eine genaue Schadensanalyse erstellt werden. Dann stellt sich auch die Frage nach den zivilrechtlichen Forderungen und die Abgeltung von Verdienstausfällen.
Derzeit wird geklärt, ob Materialfehler, Planungsfehler oder falsch ausgeführte Arbeiten den Schaden verursacht haben. Geprüft wird auch, ob eine eventuell falsch eingestellte Lüftungsanlage sich entsprechend negativ auf das gesamte Konstrukt ausgewirkt hat. Es gibt also eine ganze Reihe an Fragen, die derzeit geklärt werden müssen. Mit Schuldzuweisungen halten sich derzeit alle zurück. „Bevor nicht die Fakten auf dem Tisch liegen, ist es verfrüht, Schuldige namhaft zu machen“, betont auch der Bürgermeister.
Wie geht es weiter?
Diese Sache hat jedenfalls das Potential, einen endlosen juridischen Kleinkrieg zu entfachen. Das federführende Unternehmen der Bietergemeinschaft, die Firma Unionbau aus Sand in Taufers, gibt sich noch bedeckt. Ein führender Mitarbeiter des Unternehmens erklärte gegenüber der PZ, „ebenfalls das technische Gutachten abwarten zu wollen“. Erst dann könnten weitere Schlüsse gezogen werden. Die Gipsdecke hat aber gar nicht die Unionbau montiert. Vielmehr lief das über das Unternehmen des ehemaligen Bürgermeisters Helmuth Innerbichler. Ob von seinen Mitarbeitern oder von Dritten, muss noch genauer eruiert werden.
Das alles braucht aber seine Zeit. Und bis dahin bleibt die Anlage zumindest zum Großteil geschlossen. Spesen und Kosten häufen sich aber immer weiter an. Diese endlose Geschichte ist um ein Kapital reicher. Und um einen Haufen Zusatzkosten auch.
mg