In den vergangenen 30 Jahren wurden die allermeisten Bergbauernhöfe in Südtirol erschlossen. Im Pustertal sind mittlerweile sogar alle Hofzufahrten realisiert. Allerdings fehlen noch diverse Zufahrten zu den Almen. Die Landesregierung hat diesbezüglich den schwarzen Peter aber an die Gemeinden abgeschoben.

WU160601e

Gute Zufahrten zu den Höfen sind wichtig, um die bäuerliche Arbeit zu unterstützten. Im Bild das tief verschneite Kasern in Prettau.     

Der Landtagsabgeordnete der Freiheitlichen, Walter Blaas, hat in einer Landtagsanfrage das Problem von bewirtschafteten Höfen ohne Zufahrt aufgeworfen. Aus der Antwort von Landesrat Arnold Schuler geht hervor, dass es im Land immerhin noch 27 Höfe ohne Straßenzufahrt gibt. Zwei davon im Ahrntal. Eine Recherche der PZ hat aber ergeben, dass diese Information aber nicht korrekt ist. Das bestätigt auch der zuständige Referent der Gemeinde Ahrntal, Markus Gartner. Man habe im Gegenteil „sehr gute Zufahrten in der Gemeinde“, bestätigt er. 

Allerdings gebe es lediglich einen Hof ohne Zufahrt. „Dieser Hof wird aber nicht dauerhaft bewohnt und der Besitzer hat deshalb auch keinen Antrag auf den  Bau einer Straße gestellt“, so Gartner. Alle übrigen Zufahrten seien ausnahmslos in einem vorbildlichen Zustand. Man werde aber im Frühjahr einige Straßenabschnitte neu teeren. „Einmal in St. Jakob und zum anderen in St. Johann beim Koflhof, wo ein Abschnitt durch die Wiese  geteert wird. Der Rest der Zufahrt liegt im geschützten Gebiet des Biotops und bleibt unangetastet“, so Gartner.

 

Ein Wohnhaus nicht erschlossen

Andreas Bacher, der für Landwirtschaft zuständige Referent der Gemeinde Sand in Taufers, bestätigt auf PZ-Nachfrage, dass im Gemeindegebiet von Sand alle Höfe erschlossen sind. „Lediglich zu einem Wohnhaus führt keine Straße“, so Bacher. Die Gemeinde wurde zwar schon mehrfach aktiv, aber der Eigentümer verwahrte sich dagegen. „Wir wollten zu diesem privaten Gebäude eine Zufahrt errichten lassen und sie in der Folge in das ländliche Wegenetz eintragen lassen“, so Bacher. Ziel sei es natürlich gewesen, die entsprechenden Förderungen anzapfen zu können. Allerdings wehrte sich der Eigentümer gegen eine entsprechende Eintragung in das ländliche Wegenetz. Damit platzte das Vorhaben. 

 

Veränderte Finanzierung

Der Fall in Sand zeigt die aktuelle Situation am besten auf. Denn seit November 2015 gelten neue Kriterien für die Förderung von Hofzufahrten. Ländliche Wege wurden bis zu diesem Datum komplett vom Land finanziert. Mittlerweile werden für private Hofzufahrten dagegen maximal 50 Prozent der Kosten als Beitrag gewährt. Das entspricht auch den EU-Richtlinien. Lediglich in Ausnahmefällen kann der Beitrag auf 80 Prozent angehoben werden, wenn sich der Besitzer damit einverstanden erklärt, dass die Zufahrt öffentlich zugänglich und befahrbar ist. 

Genau darin liegt aber der Hund begraben. Denn eine öffentliche Nutzung oder Zugänglichkeit müsste zumindest im Grundbuch eingetragen werden. Für die Bauern eine Horrorvorstellung. Sie empfinden das als Einschnitt in ihr Privateigentum. Landesrat Schuler bestätigt denn auch der PZ gegenüber, dass „eine Eintragung in das Grundbuch nicht vorgeschrieben“ sei. Für den freiheitlichen Parteiobmann Walter Blaas ist das unverständlich. „So ein Vermerk im Grundbuch wäre von enormer Wichtigkeit, um Privatstreitigkeiten und Konflikte zu vermeiden“, ist er überzeugt. Allerdings stellt sich dann auch die Frage nach den Kosten der Eintragung. Man kann von den Bauern schlecht verlangen, dass sie ihr „Eigentum“ – zumindest was die Zufahrtsstraßen betrifft – mit der Allgemeinheit teilen und dafür auch noch selbst zahlen müssen. 

 

Erhaltungskosten steigen

Für die Gemeinden kommen in Zukunft noch gewaltige Brocken zu. Zwar wird das ländliche Wegenetz vom Land errichtet, aber die Gemeinden müssen das Netz in Zukunft zu 100 Prozent erhalten. Das wird die Gemeindehaushalte entsprechend belasten. „Die Geldmittel für die  Instandhaltung werden in Zukunft ein großer Posten in der Finanzplanung sein“, ist auch der Prettauer Bürgermeister Robert Alexander Steger überzeugt. Dennoch habe in seiner Gemeinde die Schneeräumung und Instandhaltung der Straßen und Zufahrten absolute Priorität. „Bevor wir die Straßen vernachlässigen, verzichten wir auf anderes“, so Steger resolut.   

mg

 

 

Zusätzliche Informationen

Diese Seite verwendet Cookies!

Durch die Nutzung der Website stimmen Sie zu, dass Cookies gespeichert werden. Mehr darüber

Ich verstehe