Die letzten Autos der Touristen haben eben das Tal verlassen und schon fahren die Bagger und Betonmischer auf. Dieses Szenario war einst nach Abschluss der Tourismussaison an der Tagesordnung. Allerdings war in den letzten Jahren aufgrund der Baukrise eine Stagnation ersichtlich. Doch nun gibt es Zeichen für einen deutlichen Aufschwung. Im Ahrntal ist eine regelrechte Bauwut zu bestaunen. Allein im idyllischen Bergdorf Weißenbach stehen vier Baukräne. Das gab’s schon lange nicht mehr.
Die Betonmischer bestimmen das Straßenbild. Es läuft wieder rund. mg
Reinhard Steger, leitender Angestellter der Firma Unionbau sieht die Lage auf dem Bausektor etwas weniger euphorisch. Noch! Die Bauten, die derzeit realisiert werden, sind vielfach Umbauten oder Sanierungen, die in kurzer Zeit fertiggestellt werden müssen. Also eine Arbeitszeit von ein bis zwei Monaten haben. „Diese Arbeiten werden vermehrt an die kleineren Baufirmen vergeben. Die Unionbau mit ihren 155 Angestellten muss flexibler sein“, so Steger. Das bedeutet konkret: Die großen Betriebe müssen auch entferntere Bauten annehmen und damit weite Anfahrtswege auf sich nehmen. „Wir dürfen heuer aber von einer relativ guten Auslastung sprechen, obwohl die öffentlichen Bauaufträge immer noch fehlen“, bringt es Steger auf den Punkt.
Öffentliche Hand schafft Impulse
Durch das neue Staatsgesetz – dem sogenannten Superbonus – sei laut Steger eine neue vorsichtige Euphorie entstanden. Abschreibungen bis zu 130 Prozent (für den Laien kaum verständlich – Anm. d. Red.) sollen die Investitionsbereitschaft ankurbeln. Das Landesvergabegesetz wurde überarbeitet und soll ebenfalls neue Impulse bringen. Energetische Sanierungen werden weiterhin bezuschusst, was wiederum der Wirtschaft zugutekommt.
Doch wie sieht es mit der Zahlungsmoral der Kunden aus? „Man muss sich schon bei der Auftragsbestätigung absichern. Schnellere Verrechnungszeiten werden eingeplant. Aber im Großen und Ganzen steht es damit nicht schlecht“, so Steger.
Restriktivere Kreditvergabe
Dass die Baukrise noch nicht ganz überwunden ist, hat auch mit der Situation der Banken zu tun, die bei der Vergabe der Kredite restriktive Auflagen anwenden. Eine Statistik besagt zwar, dass sich die Bankeinlagen der Bürger/innen in den letzten sieben Jahren verdoppelt haben. Aber es wird mehr gespart und nicht mehr so schnell investiert. Vorsichtig optimistische Prognosen der letzen Zeit wollen dennoch einen neuen Aufschwung sehen.
Problemfall Bürokratie
Andreas Holzer, Chef der 2003 gegründeten Baufirma Holzer GmbH, berichtet ebenfalls von einer guten Auftragslage des heurigen Jahres. „Was die Zukunft bringt, hängt aber stark von der Politik ab! Ein Gebot der Stunde wäre die Abschaffung der erdrückenden Bürokratie! Für jeden Handgriff braucht es zehn Ansuchen, die Bauherren sind stuff von diesen ganzen Auflagen und wir Bauunternehmer nicht weniger. Diese zeitfressenden Zettelkriege kosten Geld und Nerven“, lässt er ordentlich Dampf ab.
Für seine Firma mit 26 Angestellten sieht er die Zukunft trotz allem positiv. Sein Bauunternehmen realisiert vorwiegend private Bauten und nur ganz wenige öffentliche. „Die Kunden zahlen pünktlich; damit haben wir zum Glück keine Schwierigkeiten und können dadurch unser Unternehmen konstant weiterführen.“
Hohe Sicherheitsauflagen
Recht positiv sieht auch Stefan Gartner vom Bauunternehmen Gartner Bau aus dem Ahrntal die derzeitige Lage auf dem Bausektor. Das Unternehmen beschäftigt acht Angestellte, die alle aus dem Ahrntal kommen. Für das laufende Jahr kann er nicht über mangelnde Aufträge klagen. Ganz im Gegenteil. Das größte Problem sieht auch er in den hohen Sicherheitsauflagen und der enormen Bürokratielast. Denn: „Trotz der ganzen Bestimmungen in puncto Sicherheit kann ein Restrisiko nie ausgeschlossen werden. Das ist für einen Unternehmer ein echtes Damoklesschwert“. Aber mit Zuversicht und dem bekannten Töldra Arbeitseifer können auch solche Hindernisse überwunden werden.
mg