Die heurige Wintersaison hat eines aufgezeigt: Der Tourismus ist die tragende Säule der Pustertaler Wirtschaftsgefüges. Die Wintersaison ist mehr oder minder positiv verlaufen. Sorgen bereitet den Tourismustreibenden aber die Preisgestaltung. Thomas Walch, mit dem wir ein Interview führten, fordert mehr Ehrlichkeit und vor allem „mehr Mut zum Preis“. Doch auch die künftigen touristischen Herausforderungen und die Entwicklungsziele des Flughafens sind derzeit heiß diskutierte Themen.
HGV-Bezirkspräsident Thomas Walch rewe
PZ: Herr Walch, wie bewerten Sie die abgelaufene Wintersaison?
Walch: Die Wintersaison ist trotz anfänglichen Schneemangels erfolgreich verlaufen. Die Skigebiete haben durchwegs Zuwächse erzielt. Vom Klausberg hört man, dass es die bislang beste Saison überhaupt war. Das bedeutet, dass Kooperationsmodelle prämiert werden. Ich bin überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das zeigen auch die Nächtigungszahlen, die allerdings wenig mit den Umsatzzahlen und noch weniger mit dem Gewinn zu tun haben.
Sie sagen, dass Kooperationsmodelle prämiert werden. Wie sehen Sie das in Bezug auf die Reorganisation der Tourismusorganisationen? Südtirol wird ja in drei regionale Management-Einheiten (RME) eingeteilt.
Dank dieser Reform sollen die Weichen für eine effizientere Tourismuswerbung gelegt werden. Das Pustertal wird künftig zu einem Art „Großraum Dolomiten“ gehören, der das gesamte Pustertal, Gadertal, aber auch Gröden umfassen wird. Dieser Großraum wird als Einheit beworben. Es gilt, ein harmonisches Ganzes nach außen zu transportieren. Wir müssen der neuen Struktur Zeit geben, zu wachsen und sich zu entfalten.
Im Rahmen der Bezirksversammlung wurde auch die Preispolitik so mancher Betriebe – darunter auch Vier-Sterne-Häuser - kritisiert. Sie selbst haben ins Feld geführt, dass sich die Gastbetriebe im Puster- und Gadertal besser positionieren müssen. Wie meinen Sie das?
Wir haben durchwegs gute Betriebe mit wirklich hohen Qualitätsstandards. Das Pustertal hat landschaftlich enorm viel zu bieten. Die vielen Strukturen genauso. Wir bieten also ein erstklassiges Gesamtpaket. Das können wir aber nicht als Ramschware verkaufen. Das ist ein Widerspruch in sich. Wir brauchen also mehr Mut zum Preis. Die Preise müssen auch jedes Jahr neu überdacht werden. Es ist darüber hinaus nicht korrekt, wenn Häuser in einem höheren Segment Preise anbieten, welche einer Frühstückspension gerecht werden. Damit graben wir uns letztlich selbst das Wasser ab. Wenn in den Nebensaisonen die Auslastung aktiv verbessert werden muss, dann braucht es dafür kreative Angebote oder Zusatzleistungen.
Der HGV macht sich auch für den Bozner Flugplatz stark. Was erwarten Sie sich davon?
Rund um den Flugplatz gibt es noch viele Fehlinformation. Es ist daher absolut wichtig, wieder auf eine sachliche Ebene zu kommen. Der Flugplatz in Bozen ist eine wertvolle Bereicherung und erschließt neue Gästeschichten. Denn die Anreisedauer wird angesichts der kurzen Aufenthaltsdauer immer relevanter für den Gast. Daher ist ein funktionierender Flugplatz in der Nähe von großer strategischer Bedeutung. Darüber hinaus muss uns klar sein, dass ein Nein beim Flugplatz-Referendum am 12. Juni keineswegs bedeutet, dass der Flugplatz von heute auf morgen verschwindet. Vielmehr würde das Land durch ein Nein das Mitspracherecht verlieren. Es ist auch anzunehmen, dass dann Private das Ruder übernehmen, die vor allem auf Gewinnmaximierung setzen.
Interview: Reinhard Weger