Die guten Nachrichten zuerst: Die Raiffeisenkassen des Tales stehen gut da. Jene von Bruneck als landesweit größte Kasse natürlich ganz besonders. Sie konnte das Geschäftsjahr 2015 mit einem ordentlichen Gewinn abschließen. Das Kundengeschäftsvolumen konnte dank einer Zunahme von 19 Mio. Euro auf sagenhafte 1.672 Mio. Euro gesteigert werden. Die Kredite lassen allerdings nach und der Gewinn wurde durch die aufgebrummte Strafe der Wettbewerbsbehörde maßgeblich geschmälert. Dagegen will man nun gerichtlich zu Felde ziehen.
Volles Haus anlässlich der Mitgliedervollversammlung im Pacherhaus in Bruneck. Foto: Wisthaler
Die Chefs der Raiffeisenkasse Bruneck hatten nur Gutes zu vermelden. Mit einigen wenigen Ausnahmen. So sind die Betriebskosten stark gestiegen. Auf insgesamt 20,1 Mio Euro. Das entspricht im Vergleich zum Jahr zuvor einem Plus von 26,6 Prozent. Den Grund machte Direktor Anton Kosta bei den geleisteten Zahlungen an den italienischen Bankenrettungsfonds und an den Einlagensicherungsfonds aus. Allein die Raika Bruneck musste im Jahr 2015 mehr als 1,8 Mio. Euro für Interventionszahlungen und die Rettung von maroden italienischen Bankinstituten berappen. Doch es kam noch dicker: Die Raiffeisenkasse Bruneck bekam eine Rekordstrafe von 3,3 Mio Euro von der italienischen Wettbewerbsbehörde aufgebrummt. In der Bilanz musste dieses Geld auch zweckgebunden werden, obwohl beschlossen wurde, dass gegen diesen Bescheid der Rechtsweg voll ausgeschöpft wird.
Kampf den Raika
Gerade die Vorgangsweise der Wettbewerbsbehörde, die auf eine Intervention der Südtiroler Verbraucherzentrale hin aktiv geworden ist, wirf einige Fragen auf. So wird die staatliche Wettbewerbsbehörde dem Raiffeisenverband Südtirol, der Raiffeisen Landesbank und 14 Raiffeisenkassen – darunter auch Bruneck und der Raika Tauferer-Ahrntal - einen nicht wettbewerbskonformen Informationsaustausch vor. Für Heiner Nicolussi-Leck, dem Aufsichtsrats-Präsidenten der Raika Bruneck, ist das völlig unverständlich. „Damit wird das genossenschaftliche Prinzip an den Pranger gestellt. Aus unserer Sicht wurde im Sinne des Subsidiaritätsprinzips die bei Genossenschaftsorganisationen übliche Zusammenarbeit betrieben und absolut nicht gegen wettbewerbsrechtliche Bestimmungen verstoßen“, so Nicolussi-Leck. Im Übrigen wurde ja von der römischen Regierung grünes Licht für die Gründung eines landesweiten Raiffeisen-Konglomerates gegeben. Es ist also mehr als zweifelhaft, dass über die staatliche Wettbewerbsbehörde etwas sanktioniert wird, was von der römischen Regierung gefordert wird. Da weiß offenbar die linke Hand nicht , was die rechte tut. Nun bleibt nur noch der Gerichtsweg. Diesbezüglich hat Nicolussi-Leck bereits durchblicken lassen, dann man bereit sei, „durch jede Instanz zu gehen“. Die Chancen für eine Revidierung des Bußgeldbescheides seien aus seiner Sicht durchaus gegeben.
Schlechteres Ergebnis
Unter dem Strich kam heuer natürlich ein „schlechteres“ Ergebnis heraus. Das Ergebnis vor Steuern lag bei der Raika Bruneck im Jahr 2015 um ca. 46 Prozent unter dem Vorjahreswert und erreichte einen Wert von 2,9 Mio. Euro. Der Nettogewinn von 1,6 Mio. Euro liegt unter dem Vorjahresniveau von 4,6 Mio. Euro. Wären die Zahlung für die Bankenrettung, den Einlagensicherungsfonds, sowie die Rückstellung für die Sanktionen der Wettbewerbsbehörde nicht gewesen, hätte der Reingewinn (mit den entsprechenden Steuerabgaben) immerhin satte 6,9 Mio. Euro betragen. Besonders erfreulich ist auch, dass die wohl die direkten als auch indirekten Einlagen zunehmen.
Allerdings haben die Ausleihungen vor allem bei den Firmenkunden abgenommen. Insgesamt wurden 592 Mio. Euro an Krediten vergeben, was im Vergleich zum Jahr 2014 einen Rückgang von 4,8 Prozent bedeutet. Das führte Kosta vor allem auf die schwächere Kreditnachfrage und somit auf das wirtschaftliche Umfeld zurück. Auffallend ist aber: Während die Firmenkunden weniger Kredite angefragt haben, wurde im Privatkundenbereich bei der Kreditvergabe erneut ein Plus registriert. Allein an Privatkundenwurden im Jahr 2015 erstmals mehr als 90 Mio Euro an Darlehen vergeben.
Höhepunkt der heurigen Versammlung war die Verabschiedung des langjährigen Vize-Direktors der Raiffeisenkasse Bruneck, Josef Hainz. An seine Stelle rückte mit sofortiger Wirkung Georg Oberhollenzer, mit dem wir in der letzten PZ vom 29.04.2016 bereits ein ausführliches Interview geführt haben.
rewe