Im Rahmen der letzten TMC-Veranstaltung wurde über die Voraussetzungen unseres Landes als Kletterdestination diskutiert. Mit interessanten Windungen. Ein wissenschaftlicher Vergleich hat nämlich ergeben, dass der Klettertourismus hierzulande durchaus ein großes Potential hätte. Allerdings hebt der Klettersport nicht so richtig ab. Bleibt die Frage nach dem Warum.
V.l.n.r.: Prof. Dr. Oswin Maurer (Freie Universität Bozen), Gabl Michael (climbers-paradise), Wolfgang Töchterle (SMG), Peter Thaler (climbers-paradise), Viktoria Aigner (TMC), Matthias Polig (vertical-life), Julia Hollenberger (TMC), Christoph Hainz (Bergführer und Extremkletterer) und Hugo Götsch (Freie Universität Bozen).
„Klettertourismus in Südtirol“ war das Thema der TMC-Veranstaltung am Montag, den 11. Mai 2015. Als Einstimmung auf die Veranstaltung wurden Ausschnitte aus dem Film „Der Zinnenmann“ von Christoph Hainz gezeigt. Michael Gabl und Peter Thaler von „climbers-paradise“ Innsbruck erläuterten die Klettertourismusstrategie, die sie in Tirol entwickelt und implementiert haben. Die beiden haben es geschafft, Tirol zum Kletterparadies zu machen. Aus ihrer Sicht ist es wichtig, höchsten Qualitätsansprüchen Genüge zu tun. Heute wird ihr Projekt „climbers-paradise“ von 14 Tiroler Tourismusverbänden mitgetragen.
Kann so etwas auch hierzulande funktionieren? Potenzial wäre durchaus vorhanden. Europa hat über zwei Millionen, Deutschland etwa 200.000 aktive Kletterer. Sie alle suchen nach geeigneten Destinationen, wie der Brixner Matthias Polig, Mitgründer von vertical-life, aufzeigte. Er ist auch davon überzeugt, dass das Klettern nach wie vor einen Boom erlebt und damit locker neue Märkte erschlossen werden könnten. „Klotzen statt Kleckern“ ist aber Voraussetzung, um Klettern als touristisches Angebot international positionieren zu können.
Wo bleibt Südtirol?
Bleibt die Frage, ob es gelingt, Südtirol als internationale Kletterdestination zu vermarkten. Bereits im letzten Jahr gab es dazu bereits eine Gemeinschaftskampagne der SMG, Gröden Marketing und Vertical-Life. Hierzulande gibt es 110 Klettergärten, 15 Bouldergebiete, mehr als tausend Alpinrouten, 4.227 Sportkletterer-Routen und 39 künstlichen Kletteranlagen. „Das wären im Grunde die besten Voraussetzungen für eine touristische Vermarktung auf hohem Niveau“, ist Polig überzeugt. Doch es passiert kaum etwas. „Südtirol wird noch nicht als Destination für den Klettertourismus wahrgenommen“, bedauert der Brixner.
Die Gründe liegen auf der Hand. Bis dato wurden die Sportkletterer schlicht nicht angesprochen. Die Online-Informationen der Tourismusverbände sind nach wie vor zu schwerfällig und es fehlt offenbar auch an einer vereinheitlichten Fachsprache. Das wurde im Rahmen des TMC-Symposiums bemängelt. Es gelte nun, rasch eine Bilddatenbank aufzubauen, Schulungen für Hoteliers, Gastwirte und Tourismusverbände anzubieten und einen Leitfaden für Hoteliers und Tourismusverbände zu entwickeln. „Know-how und Wissen an der Basis sind essenziell, damit die Informationen richtig an die Gäste übermittelt werden können“, so Polig.
Michael Gabl wies auch auf eine unverständliche Nachlässigkeit hin. „Ihr habt mit den Dolomiten bereits die besten natürlichen Voraussetzungen für ein touristisches Angebot im Bereich Sportklettern. Weitaus bessere Voraussetzungen als Tirol. Mir ist unverständlich, warum dieses große Potenzial nicht angemessen genutzt wird“, meinte er. Ein Weckruf der deutlichen Art. Ob er Gehört findet, muss sich noch zeigen. Ein Blick auf die unverschämt geringe Anzahl der Branchenvertreter lässt eher auf das Gegenteil schließen.
rewe