Helfende in der Not

  

Derzeit erschüttern gleich mehrere Gewalttaten das Pustertal. Aaron Engl (24) wurde unterhalb der Raffalt-Hütte oberhalb von Terenten tot aufgefunden. Sein Tod gibt aber große Rätsel auf. Bei Redaktionsschluss war nicht klar, ob er durch einen Unfall oder sogar durch Einwirken Dritter zu Tode gekommen war. Derzeit werden intensiv die verschiedenen Spuren ausgewertet. Es soll entsprechende Verdachtsmomente geben. Die beschauliche Mittsommerruhe wurde auch in Innichen durch zwei Morde und einen Selbstmord schmerzlich gestört. Der ehemalige Wachmann einer Sicherheitsfirma, Ewald Kühbacher (49), erschoss dort den ihm zur Pflege anvertrauten und an Demenz erkrankten Vater Hermann (90) und seine Nachbarin Waltraud Jud (50), die im selben Haus wohnte. Sie wurde von Lärm und Gasgeruch aufgeschreckt und wollte nach dem Rechten sehen. Sie traf im Stiegenhaus auf den Wütenden, der ihr schließlich in den Rücken schoss. Zuvor wurde noch die freiwillige Feuerwehr von Innichen alarmiert. Die Wehrleute sollten einem Gasgeruch nachgehen. Natürlich rückten die Feuerwehrleute unverzüglich aus. Von der drohenden Gefahr, welche vom Schützen ausging, konnten sie ja nichts wissen. 

 

Kühbacher deckte die Feuerwehrleute anschließend mit einem Kugelhagel ein. Dabei wurde auch ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr mehrfach getroffen – genauso wie ein Auto der Carabinieri und Zivilfahrzeuge aus der Nachbarschaft. Anschließend verschanzte sich Kühbacher in seiner Wohnung und feuerte auf alles, was sich auf der Straße vor dem Hause bewegte. Das Haus wurde in der Folge von den Ordnungshütern weiträumig umstellt. Im Laufe des Vormittags stürmte dann eine derweil aus Livorno eingeflogene Sondereinheit der Carabinieri unter Einsatz von Sprengstoff und Blendgranaten die Wohnung. In die Enge getrieben, schoss sich Kühbacher in den Hals und erlag noch am selben Tag im Krankenhaus von Bozen der schweren Schussverletzung. Anschließend begann die schwierige Aufarbeitung eines menschlich tragischen Kapitels für Innichen. Denn diese ungeheuerliche Tat hat tiefe Wunden hinterlassen. 

 

Leider nutzte der Abgeordnete Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) die schreckliche Episode in Innichen dazu, politisches Kapital daraus zu schlagen. Denn er schrieb von einem „völligen Versagen der Einsatzkräfte“ und dass durch die Schießerei in Innichen die ehrenamtlichen Helfer in Gefahr gebracht worden seien. Bewusst - zumal Knoll schreibt, dass die Feuerwehrleute zum „Ausleuchten bei einer Schießerei“ gerufen wurden und in der Folge selbst unter Beschuss gerieten. Er verurteilte in der Folge „das Versagen der italienischen Polizeikräfte scharf“. Solche Aussagen sind aber in solchen Fällen unangebracht und müssen als „politisches Kleinkapital“ gewertet werden. Umso mehr, weil die Faktenlage eine völlig andere war und auch leicht überprüft hätte werden können. 

 

Eine derartige Vorgangsweise ist einfach nur schade, weil so durch die hohe Politik der unschätzbaren ehrenamtlichen Arbeit der vielen Zivilschützer und Vereinsleute kein guter Dienst erwiesen wird. Wie wichtig die Arbeit unserer Feuerwehrleute nämlich ist, wurde auch beim großen Fest und dem historischen Umzug anlässlich des 160. Jubiläums der Feuerwehr Bruneck einmal mehr deutlich. Dieser ehrenamtlichen Arbeit sind wir alle zu größtem Dank und Respekt verpflichtet und sie dürfen nicht für politische Scharmützel missbraucht werden. Auf keiner Ebene! 

 

  

Reinhard Weger
     

 

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