Zoff um Schule und Autonomie

  

Derzeit wird im Pustertal über gleich mehrere politische Themen lebhaft diskutiert. Zum einen geht es um unsere Schulen und Kitas, die Probleme haben. Vor allem die Personalprobleme wirken sich massiv aus. Und zwar gleich doppelt. Personalmangel führt nämlich zu zusätzlichen Überstunden und einer zunehmenden Überlastung der vorhandenen Mitarbeitenden. Wenn die dann nicht mehr können, dreht sich diese unsägliche Spirale wieder weiter. Von Seiten der hohen Politik gab es in dieser wichtigen Frage zwar einige Ansätze, die aber bislang nicht zum durchschlagenden Lösungserfolg führten. Die Errichtung von Strukturen allein reicht nämlich nicht mehr aus. Vor allem der Fachkräftemangel und die zunehmenden Überlastungen bedrohen mittlerweile das gesamte System. 

 

Das Modell „Goethe-Schule“ in Bozen wirkt darüber hinaus auch im Pustertal nach. Man kann es nämlich drehen und wenden, wie man will: Es gibt Herausforderungen an unseren Schulen, die zwar nicht oft nach außen dringen, aber trotzdem einer konkreten Beachtung bedürfen. Es kann nicht sein, dass bereits in den schulischen Grundstufen die Schülerinnen und Schüler gemobbt oder gar bedroht werden. Es ist auch nicht zulässig, dass Schülerinnen verbaler und nicht-verbaler sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Vernachlässigte Kinder und Jugendliche mit Selbstmordgedanken müssen ebenfalls ernst genommen werden. Klar können diese Probleme von den Schulgemeinschaften allein nicht vollständig gelöst werden. Dazu braucht es eine Vielzahl an Akteuren, angefangen von den Eltern, bis hin zu den verschiedenen Institutionen, Schulen und auch den politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen. Sie alle müssen professionell und zielgerichtet zusammenarbeiten. 

 

Eine immer große Hürde wird jedoch durch die fehlenden Sprach- und Kulturkenntnisse aufgebaut, die vor allem in den größeren Ballungszentren seit Jahren ihre negativen Auswirkungen entfalten. Dazu sollte in Bozen an der Goethe-Schule ein neuer Ansatz gewagt werden, der aber von oberster politischer Seite im Keim erstickt wurde. Das war falsch. Es geht schließlich nicht an, die Probleme einfach totzuschweigen oder auf die lange Bank zu schieben. Vielmehr muss es uns darum gehen, die Angebote in unseren Schulen, die so einen wichtigen Teil unseres Lebens darstellen, so zu verändern, damit alle Schülerinnen und Schüler dort ihre Lern- und Ausbildungsziele erreichen können. Schließlich umfasst der Lehr- und Schulberuf heute weit mehr als eine reine Wissensvermittlung. 

 

Ähnlich holprig geht es bei der Autonomiereform zu Werke. Auch da verstehen viele Bürgerinnen und Bürger schlicht nicht, was Sache ist. Doch das Autonomiestatut wird von den Menschen im Land nach wie vor als wichtige Errungenschaft empfunden und entsprechend sensibel reagieren sie auf Unklarheiten. Doch es ist bis heute nicht so recht klar, was an unserer „weltbesten Autonomie“ reformiert und was alles „zurückgeholt“ werden soll. Dass verloren gegangene Kompetenzen wieder erlangt werden sollen, ist aber naheliegend und absolut in Ordnung. Allerdings muss das wiederum ordentlich kommuniziert werden. Nur so kann nämlich die breite Masse der Menschen überzeugt und mitgenommen werden. Denn es ist immer die Summe der kleinen Maßnahmen, die etwas Großes voranzubringen imstande ist! 

 

 

Reinhard Weger
     

 

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